Bernisches Historisches Museum (Hrsg.): KUBUS

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Titel
KUBUS – Bernisches Historisches Museum :mlzd Architekten. Baupublikation zum Museumsanbau (2000 – 2009)


Herausgeber
Bernisches Historisches Museum
Erschienen
Bern 2012: Stämpfli Verlag
Anzahl Seiten
76 S.
Preis
URL
Rezensiert für infoclio.ch und H-Soz-Kult von:
Mirio Woern

Um 1890 konkurrierten die Städte Basel, Bern, Luzern und Zürich um den Sitz des Nationalmuseums der Schweiz. Die Stadt Bern bewarb sich mit einem Museumsprojekt an prominenter Stelle. In der Achse der Kirchenfeldbrücke direkt der Altstadt gegenüber sollte das Nationalmuseum den Beginn des Kirchenfeldquartiers markieren. Die eidgenössischen Räte zogen der Kandidatur Berns jedoch jene von Zürich vor. Das Landesmuseum steht seither in der Limmatstadt in der Nähe des Hauptbahnhofs. Das Berner Projekt wurde aber nicht aufgegeben und so wurde nach nur dreijähriger Bauzeit 1894 das Bernische Historische Museum an prominenter Lage eröffnet. Eine Lage, die einem der bedeutendsten kulturhistorischen Museen der Schweiz gerecht wird. Das Museum wurde im Sinne des romantischen Historismus errichtet, des für das Selbstverständnis der Nationalstaaten Ende des 19. Jahrhunderts typischen Baustils. 1922 folgte mit dem Moser-Bau der erste Anbau an den Altbau. Bereits elf Jahre nach der ersten Erweiterung ist von einem weiteren Anbau die Rede, damit die Platznöte des Museums gelindert werden können. Es sollte schlussendlich über 70 Jahre dauern, bis dieser Wunsch Realität wurde. 2000 wurde das Projekt eines Erweiterungsbaus lanciert. Das Bieler Architekturbüro :mlzd gewann 2001 den Architekturwettbewerb mit ihrem Projekt «titan». Der Beginn der Bauarbeiten erfolgte 2007, zwei Jahre daraufkonnte die Fertigstellung des Gebäudes gefeiert werden.

Diesem markanten Gebäude, sowohl Kubus als auch Titan genannt, widmete das Bernische Historische Museum 2012 eine Publikation. In drei Chronologien werden die Geschichte des Museums, die 70 Jahre andauernde Suche nach einer Lösung für die Raumnot und die Geschichte des Bauprojekts kurz zusammengefasst. Angereichert wird dieser einleitende Teil mit historischen Bildern des Museums. Die Publikation lässt anschliessend vier am Projekt beteiligte Personen zu Wort kommen. Im Namen der Aufsichtskommission des Bernischen Historischen Museums widmet sich Irène Maeder Marsili in einem Essay der Liebe zum Detail (am Bau des Kubus) und Ueli Laedrach, Präsident der Baukommission, stellt sich in seinem Beitrag die Frage, was Baukunst ist. Besonders hervorzuheben ist der Beitrag des ehemaligen Berner Denkmalpflegers Jürg Schweizer, der auf die Planung des Kirchenfeldquartiers zurückblickt und den Neubau der :mlzd-Architekten in einem grösseren räumlichen Kontext beurteilt. Abgeschlossen wird die Beitragsreihe von Claude Marbach, Mitglied des Architekturbüros :mlzd. Claude Marbach geht dabei auf die gestalterischen und funktionalen Herausforderungen im Planungsprozess ein und erläutert den für die Planung des Kubus so wichtigen Dialog zwischen Alt- und Neubau. Die Beiträge bieten allesamt einen Einblick in die Planung und den Bau des Kubus, wobei vor allem der Beitrag von Jürg Schweizer inhaltlich als gehaltvoll bezeichnet werden kann. Das Werk versteht sich nicht als historische Aufarbeitung der Geschichte des Bernischen Historischen Museums oder der detailgetreuen Wiedergabe des Planungs- und Bauprozesses des Erweiterungsbaus. Die Architektur und das Design des Kubus stehen im Mittelpunkt der Publikation, was man anhand des stilvoll gestalteten Inhalts des Buches und der zahlreichen Fotografien des Neubaus erkennen kann. Die qualitativ hochwertigen Fotografien des Kubus bieten neben dem gestalterischen auch einen inhaltlichen Mehrwert, verdeutlichen sie doch die in den Beiträgen erläuterten Merkmale und Ideen hinter der Planung des Neubaus.

Dass die Publikation des Bernischen Historischen Museums vor allem eine Hommage an den architektonisch überzeugenden Neubau der :mlzd-Architekten ist, wird insbesondere bei der Umschlaggestaltung augenfällig. Der Karton-Umschlag des Buches ist der Fassade des Neubaus nachempfunden. Die Oberfläche des Kubus ist mittels unterschiedlich tief eingelassenen Pixelmustern versetzt, die durch digitale Verfremdung an die wehrhaften Bossenmauerwerke des Altbaus anlehnen sollen. 1 Die Übertragung dieses Musters auf den Umschlag gibt dem Buch einen weiteren gestalterischen Gehalt. Die Publikation vermag denn auch vor allem gestalterisch zu über zeugen. Die Beiträge dienen dabei eher als Supplément, was im Rahmen einer Würdigung eines Bauwerks aber keinesfalls als fehl am Platz wirkt.

1 Adam, Hubertus: Kubus / Titan. In: Bauwelt. Nr. 41 / 2009, 104. Jg. Berlin. S. 26 – 31, hier S. 26.

Zitierweise:
Mirio Woern: Rezension zu: Bernisches Historisches Museum (Hrsg.): KUBUS – Bernisches Historisches Museum :mlzd Architekten. Baupublikation zum Museumsanbau (2000 – 2009). Bern: Stämpfli 2012. Zuerst erschienen in: Berner Zeitschrift für Geschichte, Jg. 76 Nr. 3, 2014, S. 72-74.

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Zuerst veröffentlicht in

Berner Zeitschrift für Geschichte, Jg. 76 Nr. 3, 2014, S. 72-74.

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